Kaneval in Venedig - ein Beispielbild für Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln

Schwarz-Weiss-Negativfilm entwickeln

Voraussichtliche Lesedauer: 18 Minuten

Schwarz-Weiss-Negativfilm Entwickeln (umgangssprachlich auch: „SW-Film-Entwickeln”) ist nicht schwer!!

Wie entwickelt man selbst einen Schwarz-Weiss-Negativfilm?

Hier erfährst du alles über das Entwickeln eines Schwarz-Weiss-Negativfilm:


— Was wird zum Schwarz-Weiss-Negativfilm Entwickeln alles benötigt?

— Wie entwickle ich einen Schwarz-Weiss-Negativfilm? Die Arbeitsschritte

— Was muss ich beim Schwarz-Weiss-Negativfilm Entwickeln beachten?

— Tipps und Tricks zum Schwarz-Weiss-Negativfilm Entwickeln
INFOs zum Beispielfoto im Titel für das Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln

INFOs zum Beispielfoto im Titel für das Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln

  • Scann vom Schwarz-Weiss-Fachabzug im Format 40 × 60 cm
  • Bild entstanden beim Kaneval in Venedig
  • Das Foto ist eine Langzeitbelichtung mit Blitzlicht
  • Handabzug in eigener Dunkelkammer vom Schwarzweiss-Negativfilm „FUJI Neopan prof. 400 135/36”

Hier ein paar weitere Bildbeispiele, welche ich auf einem Schwarz-Weiss-Negativfilm aufnahm und von denen ich später in meiner Dunkelkammer Schwarz-Weiss-Handabzüge anfertigte.


1. Was ist Schwarz-Weiss-Negativfilm entwickeln?

Als Entwicklung bezeichnet man in der Analogfotografie die chemisch-physikalische Verstärkung des latenten Bildes auf Film oder Fotopapier zum sichtbaren Negativ oder Positiv.

Umgangssprachlich wird unter „Filmentwicklung” die gesamte Schwarz-Weiss-Negativfilm-Verarbeitung mit den Arbeitsschritten in Reihenfolge auch verstanden.

Arbeitsschritte beim Schwarz-Weiss-Negativfilm Entwickeln:

  1. Entwickeln

    Durch das Entwickeln eines Schwarz-Weiss-Negativfilm wird das Bild sichtbar gemacht, welches durch die Belichtung in der lichtempfindlichen Fotoemulsion des Films latent gespeichert ist. Der Entwickler reduziert hierbei Silberhalogenid zu Silber, belichtete Kristalle werden also entwickelt und zu Silber reduziert, die unbelichteten nicht.

  2. Stopp- oder Unterbrecherbad

    Nach Erreichen Entwicklungzeit sollte der Entwicklungsvorgang mit einem sauren Stopp- oder Unterbrecherbad unterbrochen werden.

  3. Zwischenwässerung

    Damit kein saures Stopp- oder Unterbrecherbad in das Fixierbad verschleppt wird, füge ich eine Zwischenwässerung an.

  4. Fixieren

    Beim Fixieren wird das unentwickelte Silberhalogenid gemeinsam mit der Lichthofschitzschicht des Schwarz-Weiss-Negativfilm mit Natrium- oder Ammoniumthiosulfat herausgelöst.

  5. Schlusswässerung

    Zum Archivfestmachen werden die in der Gelantineschicht des Schwarz-Weiss-Negativfilm verbliebenen Chemikalien hausgewässert.

  6. Trocknen

    Trocknen des feuchten Schwarz-Weiss-Negativfilm an einem frostfreiem, nicht zugigem Ort,


2. Warum empfehle ich ernsthaften „analogen” Fotografen seinen Schwarz-Weiss-Negativfilm selber zu entwickeln?

  • Sehr hohe Qualität der Schwarz-Weiss-Negative mit:
    • — einem ausgezeichnetem Feinstkorn
    • — einer exelenten Kornschärfe, Gradation, Brillanz
    • — einem hervorragenden Tonwertumfang

    was mit einer schnellen, maschinellen Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklung in Expresslaboren niemals erreicht wird.

  • Äußerst günstige Entwicklungskosten
  • Je nach Erfordernis kann man sich seinen Schwarz-Weiss-Negativfilm in der eigenen Schwarz-Weiss-Dunkelkammer letztlich „maßschneidern”.

    Einer der großen Meister im Schwarz-Weiss-Negativfilm „maßschneidern” war z. B. der US-amerikanische Fotograf Ansel Adams (1902-1984). Er entwickelte und formulierte dafür extra ein Zonensystem.


3. Was benötigt man zum Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln?

  • Verdunkelter Raum
  • Schehre
  • Patronen- oder alternativ einen Bierflaschenöffner
  • Filmlaschenzieher (optional)
  • Filmabstreifzange (optional)
  • Beschriftungsmaterial (Klebeband, Folienschreiber)
  • Aufbewahrungsbehältnisse, KEINE Lebensmittenflaschen (Unfallgefahr!!)
  • Meßbecher/-zylinder
  • Rührstab/-löffen (nicht aus Metall!!)
  • Thermometer (Genauigkeit 1/2 Grad Celsius)
  • Filmentwicklungsdose (lichtdicht!)
  • Stopuhr oder Timer
  • Filmschnellwascher (optional)
  • Filmklammern (alternativ kann man auch Haushaltswäscheklammern verwenden)
  • Je nach Ausführung der Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklungsdose benötigst du eventuell noch einen Trichter aus nichtmetallischem Material. Dieser. Dieser sollte gut in die Eingussöffnung der Entwicklungsdose passen.
  • Trichter mit größerem Durchmesser zum Zurückfüllen der Medien in die Aufbewahrungsbehältnisse.
  • Sammelbehälter zum Entsorgen der Altchemie
  • Arbeitskittel gegen bleibende Chemikalienflecken

TIPP: Für eine längere Aufbewahrung sind PVC-Flaschen ungeeignet, da durch die Wandung Sauerstoff diffundiert. Oxidation in der Aufbewahrungsflasche kann durch Protectan Spray oder durch Verdrängen der verbliebenen Luft mittels Glasperlen verhindert werden.

TIPP: Ich benutze zum Rückfüllen der Medien in die Aufbewahrungsbehälter zwei verschieden farbige Trichter: Jeweils einen für das Entwickler- bzw. ein anders farbiger für das Fixierbad. Notfalls lässt sich als Trichter auch eine abgeschnittene PVC-Flasche verwenden.


4. Tipps vorab zum Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln

  • Beginne nicht gleich mit der Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklung mit wichtigen, unwiederholbaren Aufnahmen. Übe erst einmal mit einem Probefilm
  • Der für den Anfänger schwierigste Teil der Verarbeitung ist das Einspulen des Schwarz-Weiss-Negativfilm in die Spirale der Entwicklungsdose. Achte dabei darauf, daß die Spirale völlig trocken ist. Der Schwarz-Weiss-Negativfilm gleitet sonst nicht richtig in den Führungsrillen und verklemmt sich.
  • Die spiralförmigen Führungsrillen sorgen für den nötigen Abstand der einzelnen Filmwindungen voneinander. Dadurch kann der Entwickler und die anderen Verarbeitungslösungen dazwischen frei zirkulieren. Wenn der Schwarz-Weiss-Negativfilm nicht korrekt eingespult ist, wird er ungleichmäßig entwickelt. Es entstehen fleckige Bilder.
  • Übe daher erst einmal das Einspulen des Schwarz-Weiss-Negativfilm mit einem alten oder Ausschußfilm bei Tageslicht, bis du es in mehrfacher Hinsicht absolut „blind” beherrscht. Versuchen es dann erst noch mit geschlossenen Augen. Und wenn auch das gut funktioniert, kannst du es „scharf” mit einem unentwickelten Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln durchführen.

5. Arbeitsschritte Schwarz-Weiss-Negativfilm entwickeln

1.) Raum verdunkeln

Bild „Raum verdunkeln”

Dein Laborraum (z. B. Küche oder Badezimmer) muß vollständig abgedunkelt werden, damit kein Licht eindringen kann.

 

Benutze zum Verdunkeln von Fenstern, die keine lichtdichten Rolläden haben, z. B. dicken Karton o. ä., der passend zugeschnitten und mit lichtundurchlässigem (GAFA-) Gewebeklebeband am Fensterrahmen befestigt wird. Türfugen und Schlüssellöcher müssen ebenfalls mit lichtundurchlässigem Klebeband oder schwarzen Tüchern lichtdicht abgedeckt werden.

TIPP: Bleibe, wenn du mit dem Verdunkeln fertig bist, etwa fünf Minuten im Raum, um mit dunkeladaptierten Äugen zu prüfen, ob der Raum wirklich lichtdicht ist.

Alternativ kannst Du auch für das Einspulen des Filmes in die Spirale der Entwicklerdose z. B. in deinen Kleiderschrank steigen oder noch besser dazu einen Wechselsack verwenden. Alle weiteren Arbeitsschritte zum Entwickeln des Schwarz-Weiss-Negativfilm können dann bei lichtdicht geschlossener Entwicklerdose im Hellen ausgeführt werden.

2.) Vorbereiten

Bild „Vorbereiten”

Lege den Schwarz-Weiss-Negativfilm und die Utensilien so geordnet auf den Tisch, daß du keine Mühe hast, alles im Dunkeln zu finden.

 

Du brauchst zunächst nur einen Patronenöffner (z. B. Bierflaschenöffner), um den Schwarz-Weiss-Negativfilm aus der Kleinbildpatrone zu holen, eine Schere und eine lichtdichte Entwicklungsdose mit einer Filmspirale.

HINWEIS: Wenn die Filmlasche nicht ganz in die Patrone eingezogen ist, kannst du sie (wie im Bild 6 gezeigt) noch bei Licht zuschneiden um ihren Anfang in die Führungsrillen der Spirale besser zu schieben.

Ist die Filmlasche jedoch beim Filmzurückspulen in der Kamera in die Filmpatrone herein gerutscht (was bei fast allen analogen Kameras mit Filmtransportmotor geschieht), lässt sich diese bei Helligkeit mit einem Filmlaschenzieher aus der Filmpatrone wieder herausziehen.

Damit sich der Schwarz-Weiss-Negativfilm später im Dunkeln besser in die Filmspirale einspulen lässt, schneide am Filmanfang mit einer Schehre die Ecken etwas rund zu. Der Schwarz-Weiss-Negativfilm gleitet sonst nicht richtig in den Führungsrillen der Spirale und verklemmt oder verhakt schlimmstenfalls, was dir im Dunkel zu einem großen Problem werden kann…

Natürlich muß der mit Aufnahmen belichtete Filmteil dann später bei völliger Dunkelheit eingespult werden!

3. Entwickler

Bild „Entwickler”

Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickler nach Angaben des Herstellers ansetzen.

 

ACHTUNG: Pulverentwickler für Schwarz-Weiss-Negativfilm ist erst nach 24 Stunden nach dem Ansetzen verwendbar (Entwicklerfehler: Schleierbildung)!!

Beim Entwickleransetzen auf unverschmutztes Wasser achten. In alten Wasserleitungen können sich feste, sandartige Ablagerungen ablösen. Entwicklungsfehler, Einschlüsse, Kratzer oder Beschädigungen des Filmes sind die Folge!

ABHILFE: Filter in Leitung vor Wasserentnahmestelle einbauen oder Wasser in einem größerem Gefäß eine Weile stehen lassen und dann vorsichtig Wasser von oben abschöpfen.

Als kleine Hilfe habe ich für dich hier eine Tabelle mit den gebräuchlichsten Mischungsverhältnissen zum schnellenen Ansetzen einer bestimmten Arbeitslösung Fotochemie zum kostenlosen Herunterladen, anschließenden Ausdrucken und Aushängen in deiner Dunkelkammer.

ANKÜNDIGUNG: Was die Vor- und Nachteile von Flüssigkonzentrat- und Pulver-Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickler sind und wofür man diese gezielt einsetzen kann, schreibe ich hier demnächst in einem weiterem Beitrag.

4. Andere Lösungen

Bild „Andere Lösungen”

Weiterhin benötigst du noch, mindestens im Volumen deiner Entwicklerdose:

Stoppbad
Wasser (zum Spühlen)
Fixierbad.

 

Für das Stoppbad gibst Du auf einen Liter Wasser etwa einen Esslöffel Essigessenz (40%) zu. Aber nicht zu viel, denn zu starke pH-Wert-Änderungen können zu Kornzusammenballungen und damit zum „Runzelkorn” führen.

Misstrauisch Ängstliche können jedoch auch gern konfektioniertes Stoppbad aus dem Fotofachandel verwenden. Meine Variante ist jedoch wesentlich preiswerter und funktioniert ganauso gut…

Das Fixierbad setzt du nach Angaben des Herstellers an.

TIPP: Da sich das im Fixiersalz enthaltene Natriumthiosulfat beim Auflösen in Wasser erheblich abkühlt, erleichtert warmes Wassen das Ansetzen des Fixierbades.

ACHTUNG: Die Temperaturdifferenz aller Bäder beim Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklungsprozess darf zueinander nicht mehr als plus/minus 4°Celsius sein, da es sonst zur Ausbildung eines „Runzelkornes” (Retikulation) kommen kann!!

TIPPS:

  • Absolute Sauberkeit! Zum Vermeiden von Entwicklerfehlern spüle immer vor dem Abmessen der Konzentrate den Messzylinder und den Trichter jedes Mal gründlich aus.
  • Beschrifte dir alle Behältnisse mit derem Inhalt, damit es nicht zu tragischen Verwechslungen mit deinem Schwarz-Weiss-Negativfilm kommen kann. Entwicklerfehler sind entgültig und nicht reversibel!
  • Stelle dir die Behältnisse in der Reihenfolge des Entwicklerprozesses (Entwickler, Stoppbad, Wasser und Fixierbad) auf. Solltest du versehentlich etwa mit dem Fixierbad die Entwicklung beginnen, wird dein erster entwickelter Schwarz-Weiss-Negativfilm vollkommen durchsichtig sein.
  • Falls dein Raum kalt ist, halte dir die einzelnen Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklerlösungen gemeinsam in einem größerem Wasserbad temperiert.

5. Patrone im Dunkeln öffnen

Bild „Patrone im Dunkeln öffnen”

Entwicklungsdose, Deckel, Spiraleinsatz und Schere müssen jetzt so vor dir liegen, daß du alles im Dunkeln sicher finden/ertasten kannst.

 

Halte die Filmpatrone und den Patronenöffner bereit.

Schalte jetzt das Licht aus!

Hebel die Endkappe der Patrone (wie eine Getränkeflaschenkapsel) mit dem Patronenöffner ab und ziehe den Spulenkern mit dem aufgerollten Schwarz-Weiss-Negativfilm ein kleines Stück heraus. Ertaste den Filmanfang, stecken ihn in den Patronenschlitz und schiebe den aufgewickelten Schwarz-Weiss-Negativfilm wieder in die Patrone zurück. Damit verhinderst du, daß der Schwarz-Weiss-Negativfilm zu Boden abrollt und staubig oder zerkratzen werden könnte.

TIPP: Bevor du mit Deinen Arbeiten im Dunkeln beginnst, vergiss nicht deine Armbanduhr mit den Leuchtziffern abzunehmen!

6. Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln zuschneiden

Bild „Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln zuschneiden”

Ziehe den Filmanfang etwa so weit aus dem Patronenschlitz, daß etwas mehr als nur die schmaler zugeschnittene Filmeinzugslasche herausragt.

 

Schneide den Anfang unmittelbar nach dem schmalen Teil ab. Halte dabei die Patrone so, daß du dir nicht in die Fingerspitzen schneidest.

Falls du es ertasten kannst, schneide den Schwarz-Weiss-Negativfilm nicht in den Perforationslöchern, sondern im Steg dazwischen. Das erleichtert das Einspulen auf die Spirale enorm und verhindert eventuelles Verklemmen oder Verhaken des Filmes in den Führungsrillen.

Falls du nicht schon im Hellen die scharfen Ecken des Filmanfanges mit einer Schehre etwas rund geschnitten hast, sollest du dies jetzt auch noch im Dunkeln hier unbedingt nachholen.

TIPP: Mit einer kleinen Nagelschehre lassen sich die Ecken am leichtesten im Dunkeln abrunden.

TIPP: Die Schehren bleiben mit einer Schlaufe um das Handgelenk oder einer Schur um den Hals im Dunkel immer leicht griffbereit.

7. Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln einspulen

Bild „Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln einspulen

Nehme den Spiraleinsatz zur Hand und ertasten innen im Rand die Kerben am Anfang der Führungsrillen.

 

Wenn sich beide Spiralensatz-Seitenteile gegeneinander verdrehen lassen, bringe sie in die Position, daß der Anfang beider Führungsrillen auf gleicher Höhe und dir zugewandt liegt.

Schiebe den Filmanfang zwischen den Randkerben ein paar Zentimeter tief in die Führungsrillen. Halte den Filmanfang fest und ziehe ein weiteres Filmstück aus der Patrone.

Je nach Spiralenkonstruktion kannst du den Schwarz-Weiss-Negativfilm durch wechselweises Verdrehen der Seitenteile schrittweise einziehen oder musst ihn hineinschieben.

TIPP: Übe ggf. diesen etwas schwierigen Teil mit einem Ausschussfilm vorher mehrfach im Hellen.

8. Schwarz-Weiss-Negativfilm im Dunkeln in die Dose einlegen

Bild „Film im Dunkeln in die Dose einlegen”

Setze Schritt 7 so lange fort, bis du am Filmende und am Spulenkern angelangt bist. Beachte ggf. die Anleitung der Entwicklungsdose.

 

Schneide den Schwarz-Weiss-Negativfilm möglichst dicht am Spulenkern ab (die letzte Aufnahme könnte eventuell noch relativ nahe am Filmende liegen!).

Ziehe den Schwarz-Weiss-Negativfilm noch ein Stück in die Spiralen der Führungsrillen tiefer hinein, damit das Ende nicht wieder herausrutschen kann oder sich sogar außerhalb neben der Spirale lose befindet (könnte die letzten Aufnahmen unbrauchbar werden lassen).

Lege die Spirale mit dem Schwarz-Weiss-Negativfilm in die Dose.

Falls die Entwicklerdose einen separaten Dichtungsring hat, vergiss diesen nicht und achte darauf, daß Du ihn richtig aufsetzt.

Schraube den Dosendeckel fest zu. Die Filmentwicklerdose ist nun lichtdicht verschlossen.

Erst jetzt kannst du das Licht wieder einschalten und alle weiteren Arbeitsschritte können nun im Hellen durchgeführt werden.

9. Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln

Bild „Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln”

Der Entwickler sollte eine Temperatur von 20°C, bei ca. gleicher Raumtemperatur (besser 21°C) haben, damit kein Temperaturabfall (vor allem bei längeren Filmentwicklungszeiten) auftritt.

 

Starte die Entwicklung durch zügiges, aber gleichmäßiges Eingießen der Entwicklerlösung.

Nachdem du das Eingießen beendet hast, starte jetzt erst die Stopuhr/den Timer.

Schließe noch mit der Verschlusskappe die Entwicklerdose.

Stoße die Entwicklerdose zwei- dreimal auf damit sich eventuelle Luftblasen vom Eingießen ablösen können. Sonst erhälst du Entwicklerfehler in Form von hellen, scharfen, durchsichtigen Fecken, welche später im Bild „schwarze Löcher” ergeben.

TIPP: Wenn du die Dose in eine Fotoschale stellst, verhinderst du hartnäckige Chemikalienflecken auf der Arbeitsfläche.

ANKÜNDIGUNG: Welchen Einfluss die Temperatur für die Filmentwicklung hat und wie ich die Temperatur für das Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln gezielt kreativ einsetzen kann, schreibe ich hier demnächst in einem weiterem Beitrag.

10. Dose kippen

Bild 10 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

Kippe nun zunächst ununterbrochen eine Minute lang gleichmäßig im Einsekundentakt die Entwicklungsdose um 180°, damit der Entwickler in der Dose zirkulieren kann.

 

Abschließend stoße sie zwei- dreimal auf, damit sich eventuell an der Filmoberfläche haftende Luftblasen lösen und lass den Prozess Minute lang ruhen.

Wiederhole das viermalige Kippen im Einsekundentakt und das abschließende Aufstoßen der Dose nach jeder vollen Minute bis zum Ablauf der Entwicklungszeit.

Somit gewährleistest du, dass immer wieder unverbrauchte Entwicklerlösung mit der Filmschicht (Emulsion) in Berührung kommt und keine Flecken (Entwicklerfehler) durch Luftblasen entstehen.

HINWEIS: Das Einhalten der einminütigen Kipp- und Verweilzeiten sowie deren gleichmäßigen Rhythmik sind für einen Ausgleich hoher Motivkontraste und der Erhöhung der subjektiven Schärfe durch Kanteneffekt sehr wichtig. Der Lohn für diese Genauigkeit ist (wie schon oben beschrieben) ein exelent entwickelter Schwarz-Weiss-Negativfilm.

TIPP: Als kleine Hilfe für gleichmäßige Kipp- und Verweilzeiten ist der Timer deines Smartphones nützlich.

11. Ausgießen

Bild 11 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

15 Sekunden vor Ablauf der Entwicklungszeit beginne mit dem raschen Ausgießen der Entwicklerlösung.
Öffne dazu nur die Verschlußkappe — jedoch nicht den Deckel!!

 

Damit du möglichst genau fertig bist, bis der Timer das Ende der Entwicklungszeit anzeigt, gieße dabei zügig den Entwickler aus.

Du brauchst nicht zu warten, bis der allerletzte Tropfen Lösung heraustropft ist, denn die Entwicklung geht durch den Entwickler in der Filmemulsion ohnehin bis zum Abbruch durch das Stoppbad noch weiter — gerade bei kurzen Entwicklerzeite ist das zu beachten.

Da meist der gebrauchte Entwickler nicht wiederverwendet wird, kannst du ihn gleich in deinen Sammelbehälter zum Entsorgen der Altchemie bei deiner lokalen Schadstoffsammelstelle gießen.

Ein große Ausnahme hierbei sind jedoch wiederverwendbare Mehrfachentwickler.

12. Stopp und fix

Bild 12 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

Gieße nun die vorbereitete Stoppbadlösung (ca. 20°C) durch die Deckelöffnung in die Dose, setze die Verschlusskappe wieder auf und kippe die Dose um 180° mehrmals heftig.

 

Das Stopbad dient dazu, ein Fortschreiten der Entwicklung des Films abzubrechen (das ist besonders bei sehr kurzen Entwicklerzeiten wichtig) und den Einsatz des Fixierers vorzubereiten. Während der Entwickler alkalisch ist, sind Stopbad und Fixierer sauer. Ohne Stopbad würde man somit nach und nach das Fixierbad neutralisieren.

Gieße das Stoppbad nach 10 bis 15 Sekunden wieder ab und stelle den Timer auf Null zurück.

Fülle nun die vorbereitete Fixierbadlösung (ca. 20°C) zügig in die Dose..

Starte den Timer und bewege die Dose bis zum Ablauf der Fixierzeit, ähnlich der im Punkt 10 beschriebenen Art und Weise.

Gieße abschließend das gebrauchte Fixierbad zur Wiederverwendung in deinen dafür beschrifteten Vorratsbehälter.

TIPP: Damit nicht nach und nach saures Stoppbad in das Fixierbad verschleppt wird und dieses übersäuert, spühle ich zwischendurch mit reinem Wasser mit einer Temperatur von etwa 20°C.

ANKÜNDIGUNG: Fixierbad lässt sich bis zur Erschöpfung immer wieder verwenden. Wie man auf simple Weise den Erschöpfungszustand des Fixierbades prüfen kann, schreibe ich hier demnächst in einem weiterem Beitrag.

13. Wässern

Bild 13 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

Nach Ablauf der Fixierzeit, kannst du die Entwicklerdose öffnen — der Schwarz-Weiss-Negativfilm ist jetzt nicht mehr lichtempfindlich.

 

Wenn du Leitungswasser von ca. 20°C zur Verfügung hast, lasse es über einen Trichter oder Gummischlauch in die Dose laufen. Ansonsten fülle zunächst erst einmal etwa 20°C warmes Wasser ein und lasse langsam kaltes Wasser nachlaufen.

Wässere den Schwarz-Weiss-Negativfilm mindestens 5 bis 10 Minuten im fließenden Wasser. Das Waschwasser sollte jedoch nicht über 25°C warm sein, da ansonsten die Gelatineschicht des Schwarz-Weiss-Negativfilm zu stark aufgeqillt und somit die Gefahr einer leichteren Beschädigung besteht oder einer es zu Bildung von Runzelkorn kommt. Alternativ kannst du auch in einem größeren Vorratsbehälter Wasser von 20°C mischen und damit nach je einer Minute insgesamt zehnmal das Wasser in der Dose wechseln.

Für eine achivfeste Wässerung wird jedoch ein Spühlen von 30 Minuten empfohlen.

TIPP: Eine bessere Spühlwirkung erreichst Du, indem du das Schlauchende dazu tief bis zum Boden der Dose einschiebst. Noch effektiver ist jedoch der Einsatz eines Filmschnellwaschers (Cascade). Durch dieses intensivere Wässern kannst Du Zeit und Wasser sparen.

TIPP: Fixierbad ist schwerer als Wasser und sammelt sich daher am Boder der Entwicklerdose. Leere deshalb von Zeit zu Zeit mehrmals die Entwicklerdose vollständig aus, damit kein Fixierbad in der Filmemulion verbleibt. Dieses würde sonst im Laufe der Zeit zu einem Zerstören des Schwarz-Weiss-Negativfilm führen.

14. Netzmittel

Bild 14 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

Setze nach Abschluss des Filmwässerns dem letzten Bad dem Wasser einen Tropfen Netzmittel zu und bewege darin die Spirale mit dem Film.

 

Das Netzmittel aus dem Fotofachhandel bewirkt, dass der Schwarz-Weiss-Negativfilm später rückstandsfrei trocknet. Von der ersatzweisen Verwendung von Geschirrspühlmittel aus dem Haushalt ist wegen seiner chemischen Ingredienzien abzuraten.

Nehme dann die Spirale aus der Dose. Ziehe das Filmende ein kleines Stück aus der Spirale und klammer eine Filmklammer als Gewicht daran. Falls die Klammer nicht fest genug hält, schlage zuvor das Filmende doppelt um.

Wenn du eine leichte Filmklammer mit Öse oder Haken und eine schwere Filmklammer (z.b. mit Bleigewicht) hast, nehme hier die schwere Kammer als Gewicht, die dann später beim Aufhängen des Films unten sein wird.

TIPP: Alternativ kannst Du auch gern dafür mehrere Haushaltswäscheklammern verwenden.

HINWEIS: Solltes du sehr kalkhaltiges Wasser haben, verwende für das Schlussbad mit Netzmittel besser destilliertes Wasser.

15. Trocknen

Bild 15 für Beitrag „Schwarz-Weiss-Negativfilm selber entwickeln – Die Anleitung”

Öffne vorsichtig die Spirale durch gegenseitiges Drehen zueinander. (Das Öffnen kann ggf. je nach Konstruktion und Hersteller unterschiedlich ausfallen.)

 

Vorsicht, die aufgequollne Filmgelantineschicht ist sehr empfindlich gegen Beschädigungen oder Schmutz. Achte beim Öffnen auch darauf, daß der nasse, fertig entwickelte Schwarz-Weiss-Negativfilm nicht etwa den Fußboden berührt.

Streife mit einer Filmabstreifzange oder notfalls zwischen deinen sauberen Fingern mit sanftem Druck von der Klammer aus nach unten den Schwarz-Weiss-Negativfilm ab, um überschüssiges Wasser zu entfernen. Fixiere dann am anderen Ende die zweite (leichte) Klammer und hänge den Schwarz-Weiss-Negativfilm mit dieser nach oben (also mit der schweren Klammer unten) auf.

Sollte dir beim Aufhängen der Schwarz-Weiss-Negativfilm dennoch versehentlich verschmutzen, spühlen ihn noch einmal sorgfältig ab. Auf keinen Fall den Schwarz-Weiss-Negativfilm abstreifen, denn das würde die noch sehr empfindliche, aufgequollene Filmgelantineschicht und damit das Negativ beschädigen.

ACHTUNG: Hänge den fertig entwickelten Schwarz-Weiss-Negativfilm nur an einem geschützten, nicht zugigem und stauffreien Ort zum Trocknen auf. Einmal in die Filmgelantineschicht eingetrocknete Staub- oder Schmutzpartikel lassen sich nicht mehr entfernen und hinterlassen dann im späterem Abzug entsprechende hässliche, weiße Abdrücke.


6. Schwarz-Weiss-Negativfilm entwickeln: Fazit

Das Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln ist nicht schwer. Man sollte sich eine feste Abfolge der Arbeitsschritte aneignen. Somit schließt man irreversibele Entwicklerfehler aus.

Ganz wichtig ist Sauberkeit im Fotolabor!!

Keine Chemikalien offen herumstehen lassen, verschüttete Chemikalien sofort beseitigen!!

Das verhindert das Ausbreiten einer sog. „Laborpest”.

Eintrocknente Fotochemie ergibt feinste Chemikalienstäube, die sich mit der Zeit im ganzen Labor verteilen können. Gelangen diese in Kontakt mit Filmen oder Fotopapier, so entstehen bei der Entwicklung kleine, punktförmige Flecken — sichtbares Zeichen einer sich ausbreitenden Laborpest. Vermieden wird die Laborpest nur durch absolute Sauberkeit!!

TIPP: Meine App-Empfehlung (Android/iPhone) für die Schwarz-Weiss-Negativfilm-Filmentwicklung als Hilfe in deiner Dunkelkammer: „Massive Dev Chart Timer” von Digital Truth — das „digitale Filmentwicklerrezeptbuch” mit der weltweit größte Datenbank von Schwarz-Weiss-Filmentwicklungszeiten für die Hosentasche.

Video auf YouTube:
„Schwarz-Weiss-Negativfilm selbst entwickeln”


7. Beispiele einiger Schwarz-Weiss-Fachabzüge

Hier zur Illustration — warum es sich lohnt, sich seine Schwarz-Weiss-Negativfilm selber zu entwickeln — einige von mir in meiner Dunkelkammer angefertigte, Schwarz-Weiss-Fachabzüge vom Negativ (Auswahl öffnet in neuem Fenster/Tab).

HAFTUNGSAUSSCHLUSS

Obwohl ich über ein sehr umfangreiches Wissen im Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwickeln verfüge (und ich seit Ende der 1970er Jahre heute immer noch in meiner Schwarz-Weiss-Dunkelkammer aktiv bin) übernehme ich jedoch für die Richtig- und Vollständigkeit meiner vorstehend aufgeführten Anleitung sowie bei deren Verwendung für daraus resultierenden eventueller Schäden  KEINE HAFTUNG!!

Weiterführendes:


HINWEIS: Solltest Du Fragen zur Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklung, zu speziellen Schwarz-Weiss-Negativfilm-Entwicklerrezepten (Sonderentwicklungen, wie z. B. Push- oder Pullentwicklung) oder vielleicht Fragen zu anderen Themen der Schwarz-Weiss-Dunkelkammer haben, kannst du dich gern an mich wenden.

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